Ich erinnere mich an eine Botschaft von Mike Pilavachi die mich berührt hat. Er meinte, verkürzt geschildert, dass wir uns demütigen sollen, da uns sonst Gott aus Liebe demütigt. Klingt vorerst eher verwirrlich.
Heute hat mich eine Person mit einer Aussage verletzt. Ich würde sogar von einer Demütigung sprechen. Analysiere ich meine innere Reaktion, stelle ich fest, dass sich dabei alles um mich dreht. Ich bin bekümmert, da mein Image verschmutzt wurde. Dieser Affe hat mich, so empfang ich es, bewusst verletzt. Doch meine Wut entsteht, weil mein eigenes Ego angekratzt wurde. Und wie schon oft frage ich mich, wo die Gerechtigkeit aller Gerechtigkeitsexperten ist – das Reagieren des Umfeldes. Es scheint, dass niemand das Risiko auf sich nehmen möchte. Viele beschweren sich über unsere verstörte Welt, über diese ungerechten Herrscher, Nachbaren, … Doch wie so vieles, beginnt Gerechtigkeit im Kleinen. Und wenn Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz, in der Schule oder sonst wo geschieht und niemand reagiert, so ist das doppelte Ungerechtigkeit. Wir sind also überall, direkt oder indirekt an Ungerichtigkeiten beteiligt.
So will ich mich entscheiden, solche Situationen für mich zu nutzen, indem ich mich bewusst entscheide, gegen jegliches Unrecht anzukämpfen, auch wenn ich am Schluss zum Deppen werde. Mich nicht als Opfer zu sehen, sondern als Gewinner, als einer der den Kampf um das eigene Ego aufgegeben hat und sich für die Dauerverletzten einsetzt. Von diesen gibt es viele. Es sind solche, die von allen Seiten immer und immer gedemütigt werden. Es sind die, welche ich auch schon mit meinen Blicken gedemütigt habe.
Vor kurzem habe ich im Surprise-Magazin die Nachricht gelesen, dass Marika verstorben ist. Eine sogenante Randständige. Ihre Kindheit verbrachte sie in Heimen und ein Leben in Armut hatte sie – bis zum Schluss. Etwas über 50 Jahre durfte sie leben. Auch in unsere Gemeinde kam sie einige male. Doch die Menschen dort waren nicht viel besser, stempelten sie als eine ab, die nur kam um zu betteln. Auch ich gehörte immer wieder zu diesen.
Tuet Gutes, solange ihr noch Zeit habt. Das steht irgendwo in der Bibel. Die Zeit, Gutes für Marika zu tun ist für mich und den Mitmenschen nun abgelaufen. Und ich bin beschämt über meine Sorgen und Verletzungen. Wie klein und unbedeutend sind sie doch, wenn mein Blick nicht auf mein Ego zentriert ist.
Ja, ich will die Demütigungen auf mich nehmen und sie als Erinnerung ansehen, dass ich kämpfe, kämpfe für die, welche verstossen sind. Dass ich mich auf das Tun des Guten vokussiere – solange ich noch Zeit habe.
Klingt das etwas verstört?
Nein, es ist der Versuch die Menschenfurcht zu ernidrigen und die Gottesfurcht zu erhöhen.